Künstler Willy Amrhein hat in Engelberg Akzente gesetzt. Diesem Umstand trägt die Sonderausstellung im Talmuseum Engelberg Rechnung. Gezeigt werden Werke, die so noch nie zu sehen waren.

Momente im Leben von Willy Amrhein

Obwohl Willy Amrhein nur 53 Jahre alt wurde, hat er in dieser kurzen Zeit unglaubliches geleistet. Als er 1926 an einer heimtückischen Lungenkrankheit starb, hinterliess er ein reiches künstlerisches Schaffen. Diesen Nachlass hat sich Gastkurator Beat Christen aus Engelberg zum Thema der neuen Sonderausstellung im Talmuseum Engelberg gemacht, welche vom 29. Mai 2010 bis 17. Oktober 2010 zu sehen ist. „Momente im Leben eines grossen Engelberger Künstlers", so der Titel der Ausstellung, zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Willy Amrhein hat seine künstlerische Ader vielseitig einzusetzen gewusst. So waren seine Plakate Wegbereiter für die touristische Werbung und er war damit das Vorbild für den später weltweit bekannten Engelberger Grafiker Herbert Matter.

Ausbildung in München

Anlass dafür, dass das Talmuseum Engelberg in diesem Sommer erstmals in seiner über 20jährigen Geschichte eine Sonderausstellung dem begnadeten einheimischen Künstler Willy Amrhein widmet, ist das 100-Jahr-Jubiläum der SAC Sektion Engelberg. Willy Amrhein hat den heute grössten Engelberger Verein gegründet und war dessen erster Präsident. Er hat damit sieben Jahre nach dem ebenfalls von ihm gegründeten Skiclub Weitsicht bewiesen. Beide Vereine wurden in der Folge zu tragenden Stützen des Engelberger Vereinslebens. Diese Ereignisse waren wichtige Momente im Leben von Willy Amrhein. Ebenfalls wichtige Momente in seiner künstlerischen Entwicklung erlebte er während seinem Kunststudium in München, das er ab 1893 während 10 Jahren absolvierte. In München erhielt er jene Ausbildung, die sein ganzes späteres künstlerisches Schaffen prägten.

Das Spiel mit dem Licht

Bekannt ist Willy Amrhein in erster Linie mit seinen Landschaftsbildern. Wohl kein anderer Künstler hat vor und wohl auch nach ihm den Schnee in einer so realistischen Art auf die Leinwand gebracht. Was uns heute beim schnellen Betrachten als unrealistisch erscheint, bekommt beim näheren Hinsehen eine ganz andere Sichtweise. Wer in Engelberg lebt und die vielen Facetten des Winters selber beobachtet erkennt, dass Willy Amrhein genau diese Stimmungen der Natur wiedergegeben hat. Auffallend ist dabei vor allem sein Spiel mit dem Licht. Die Morgensonne lässt die Landschaft in einem anderen Licht erscheinen als die untergehende Sonne am Abend. Der Himmel hat vor einem Gewitter ein anderes Blau als dann, wenn der Föhn am Grassen sein Wolkenband aufzieht. Genau diese Feinheiten hat Willy Amrhein in all seinen vorwiegen in Öl auf Holz oder Öl auf Leinwand realisierten Werken wiedergegeben. Dass ihn die Lichtstimmungen schon immer fasziniert haben zeigen auch die erstmals im Talmuseum ausgestellten Frühwerke aus seiner Zeit in München. Die Aktzeichnungen, es handelt sich hier um Graphit-/Kohlezeichnungen, sind von einer Genauigkeit und Lichtführung, dass man im ersten Moment glaubt, eine Schwarzweiss-Fotografie vor sich zu haben.

Vielseitiges Schaffen

Mit der Ausstellung „Momente im Leben eines grossen Engelberger Künstlers" ist ein Querschnitt durch das Schaffen Willy Amrheins entstanden, das so noch nie gezeigt wurde. Denn Willy Amrhein war auch als Bildhauer aktiv. Nicht zu vergessen sind seine eigens für Bücher und Zeitschriften geschaffenen Illustrationsbeiträge. Als Journalist hat er in verschiedenen Publikationen den damaligen Zeitgeist wiedergegeben. Dass er sich als Kunstschaffenden dem damals modernen Medium Fotografie nicht verschloss und sich als Sport- und Landschaftsfotografen einen Namen machte zeigt, dass er sich Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen zeigte. Und da wäre noch Willy Amrhein der Maler von christlichen Motiven wie dem Deckengemälde in der Friedhofkapelle von Kerns oder den fünf Bildern an der Decke in der Abtei des Klosters Engelberg. Auch diesen Momenten im Leben Amrheins ist ein Teil der Ausstellung im Talmuseum Engelberg gewidmet. Sie zeugen zusammen mit dem grossen Kulissenbild aus der ehemaligen Kuranstalt von weiteren unvergesslichen Momenten im Leben dieses grossen Engelberger Kunstschaffenden.